Wegerich - Nahrung und Heilpflanze

Wegerich Notnahrung, Breitwegerich Blüten

 

 

 

 

 

Wegerich gibt es praktisch überall. Dank seiner wertvollen Inhaltsstoffe kann er uns ernähren und uns heilen. 

 

Damit auch meine Leser gesund und satt werden, habe ich einige Informationen zum Wegerich zusammengetragen und ihn in seinen Funktionen als Nahrung und Heilpflanze getestet.

Wegerich - Heilpflanze und Nahrung

Wenn man von Wegerich spricht, meint man in der Regel den Breitwegerich oder den Spitzwegerich. Die Pflanzengattung der Wegeriche (Plantago) umfasst weltweit jedoch um die 200 Arten von denen zumindest alle mitteleuropäischen essbar sind.


Meine hier beschriebenen Erfahrungen beziehen sich jedoch nur auf Breitwegerich und Spitzwegerich.


Ursprünglich eine europäische Pflanze, hat sich der Wegerich inzwischen auf der ganzen Welt angesiedelt. Er ist ausgesprochen robust und kommt gut mit festem Boden aus. Daher finden wir den Wegerich oft auf ausgetretenen Pfaden, Feld- und Waldwegen und auf Schuttplätzen. 





Bei seiner Einschleppung in Amerika hat ihm die Eigenschaft auf Pfaden zu wachsen einen passenden Beinamen beschert: "Fußstapfen des weißen Mannes" wurde er von den Ureinwohnern genannt.

 

Der Wegerich ist schon seit über 2000 Jahren als Heilpflanze bekannt und erscheint in einigen historischen Werken zum Thema Heilkunde. Hier werden ihm regelmäßig hustenlindernde und blutstillende Eigenschaften nachgewiesen.



Wegerich als Heilpflanze

Seine Heilkraft ist inzwischen auch wissenschaftlich untersucht und bestätigt worden. Die für uns interessanten Inhaltsstoffe sind:

  • Schleimstoffe (Polysaccharide) = reizmildernd
  • Iridoide wie Aucubin und Catalpol = antibakteriell
  • Bitterstoffe und Gerbstoffe = blutstillend


Wir können den Wegerich vor allem bei Atemwegserkrankungen (Husten, Halsschmerzen usw.) als frischen Presssaft oder als Tee einnehmen. Es finden sich zahlreiche Rezepte für Wegerich-Hustensaft, im Zweifelsfall würde ich aber einfach zur frischen Pflanze greifen und diese kauen.


Die Blätter und vor allem die Wurzel werden bei Zahnfleischentzündungen gekaut und zur Linderung auf die betroffene Stelle gelegt.


Auch zur äußerlichen Behandlungen von Hautentzündungen und Hautreizungen kann der Wegerich aufgetragen werden.



Sehr zuverlässig wirkt der Wegerich nach Insektenstichen und Brennnesselstichen. Hier sehe ich auch sein Hauptanwendungsgebiet für den Überlebenskünstler: Frische Blätter werden zerstampft und, ggfls. mit etwas Flüssigkeit, zu einem Brei verarbeitet. Dieser wird bis zum Austrocknen bzw. bis zur Besserung auf die betroffene Stelle aufgelegt.

 

Ich habe auch von der Verwendung von Wegerich bei Schlangenbissen gelesen, wobei ich mich hier nicht auf seine Wirksamkeit verlassen wollte.

 

Die blutstillende Eigenschaft der Gerbstoffe lässt gleich an die Behandlung von Schnittwunden denken und im Mittelalter wurde auch tatsächlich so behandelt. Zu bedenken ist aber, dass mit den Wegerichblättern und deren Saft jede Menge Keime in eine Wunde gelangen, die schlimmsten Falls lebensbedrohliche Entzündungen hervorrufen können. Wunden die so stark bluten, dass man die Blutung stoppen MUSS kann auch ein Wegerich nicht versorgen (hier ist ein entsprechender Wundverband gefragt). Kleine Wunden mit denen der Wegerich fertig werden würde, lässt man lieber bluten und sich auf diese Weise selbst reinigen.


Hier die kürzlich getestete Behandlung eines Wespenstichs. Ich war selbst erstaunt über die schnelle Wirkung.

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Wegerich als Nahrung

Die ganze Pflanze ist essbar, so mag ich das!


Die jungen Blätter als Salat oder Spinat zubereitet haben einen sehr angenehmen und wenig aufdringlichen Geschmack. Die älteren Blätter werden dann doch etwas zäh. Man kann sie wohl klein geschnitten zu einer Art Sauerkraut gären lassen, das habe ich aber noch nicht ausprobiert. Wenn es da Erfahrungen gibt, immer her damit!


Die Blütenstände und später die unreifen Samen kann man sehr gut roh, kurz angebraten oder in Öl bzw. Essig eingelegt essen. Sie haben einen intensiven Waldpilzgeschmack. Sehr zu empfehlen.


Die reifen Samen lassen sich einfach mit den Fingern abstreifen. Das Trennen von den Samenhülsen erfolgt durch sanftes Pusten. Man kann sie von der Hand in den Mund, in Suppen oder zermahlen als Mehl essen. Schmecken sehr angenehm und würzig.





Die Wurzeln sind vor allem bei feuchter Erde gut zu sammeln. Geputzt, gehackt und gebraten kann ich sie empfehlen. Je nach Alter etwas holzig.

 

Der Wegerich ist zwar lange nicht so nahrhaft wie beispielsweise die Brennnessel oder die große Klette, weil er aber so verbreitet ist und in großen Mengen vorkommt ist er eine nicht zu unterschätzende Nahrungsquelle.

 

Was die Nährwerte angeht habe ich nicht allzu viel gefunden und die Angaben variieren stark. Aber man kann zusammenfassen: ein Paar Kohlehydrate, wenig Protein, Calcium, Kalium, Zink, Vitamine A und B, viel Vitamin C.



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Die Samen

    Auf einer kleinen Tour im Pfälzer Wald habe ich gemeinsam mit meinem Bruder reife Breitwegerichsamen gesammelt. Wenn man den Bogen raus hat geht es sehr schnell:

    An einer reifen Ähre (die sehen ganz dunkelbraun und vertrocknet aus) mit zwei Fingen entlangstreifen und die herausfallenden Samen in der hohlen Hand auffangen. Wenn genug reif sind, kann man in kurzer Zeit eine ordentliche Menge sammeln. 


Man hat dann die winzigen Samen und die etwas größeren Hülsen gemischt. Die kann man am besten durch sanftes Pusten trennen. Dann  entweder ab in den Mund und gut kauen, als ganzes kochen oder zu Mehl mahlen. Ich habe das zuhause gemacht und dafür meine Kaffemühle verwendet. Hier der Fotobericht:


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Und jetzt? Raus mit euch und sammelt welchen! :-)


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Kommentare: 4
  • #1

    Reinhold Hauck (Mittwoch, 29 Juli 2015 09:12)

    Sehr interessanter Bericht, schöne Fotos. Es animiert zum Nachmachen.

  • #2

    Aaron (Mittwoch, 29 Juli 2015 10:30)

    @Reinhold: Ja, nur zu! Vor allem ein Salat ist ja schnell gesammelt und zubereitet. Die Sache mit den Samen dauert natürlich ein bisschen, lohnt sich aber wenn man mal etwas Neues entdecken will :-)

  • #3

    Teresa (Mittwoch, 26 Oktober 2016 22:10)

    Eigentlich könnte man doch die Samenhülsen auch essen, das sind doch Ballaststoffe! So wie Kleie....schon mal ausprobiert? Die Samen einer indischen Wegerichart werden auch als Flohsamen im Reformhaus verkauft.

  • #4

    Teresa (Mittwoch, 26 Oktober 2016 22:12)

    Animiert wirklich zum Nachmachen!