Survival-Tagebuch 2004 - 6. Einzug in die Hobbithöhle

Suvival Shelter Lappland Kote Sami

Tag drei. Der Regen, die Kälte und der Hunger bewegen mich zu einem Umzug der mit einiger Arbeit verbunden ist. Und ich entscheide mich für tierische Nahrung.

 

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Survival-Tagebuch 2004.

 

 

Einzug in die Hobbithöhle

Die Nacht war kalt und verregnet. Ich erinnere mich daran, dass ich die ganze Nacht zusammengekauert dagelegen habe, mein Dach war zu klein. Außerdem hatte ich immer Sorge, dass meine Schlafmulde mit Wasser vollläuft.

 

Nach dem Aufstehen stand für mich, wie praktisch jeden Tag, eine bedeutende Entscheidung an: Meinen Unterschlupf ausbauen oder in die eingestürzte Hütte (Kote) ziehen? Ich habe mich damals für die Hütte entschieden. Eine gute Entscheidung, wenn sie auch mit viel Arbeit verbunden war!

 

Mein Schlafmaterial habe ich in einer Regenpause in meinem Regenponcho transportiert, das war bei dem schlechten Wetter nämlich Gold wert. 

 

Was eine Kote ist, kann man hier ausführlich nachlesen (Wikipedia):

https://de.wikipedia.org/wiki/Kote_(Lappland)

 

 

Die Kote Skätna war mal ein Gerüst aus Birkenstämmen, mit Schindeln aus Birkenrinde und Grassoden gedeckt. Der Innenraum hatte vermutlich einmal ca. 2x2x2 Meter gemessen. Ich weiß nicht wann sie erbaut worden war, aber sie war schon lange nicht mehr gepflegt bzw. genutzt worden. Der Eingang war so weit eingefallen, dass ich nur durch ein kleines Loch ins Innere kriechen konnte. Was von außen stark an eine überwucherte Hobbit-Behausung erinnerte, entpuppte sich von innen vielmehr als Erdhöhle. Eng und dunkel, dafür aber auch windgeschützt und einigermaßen trocken. Und das wichtigste: Der vermutlich beste Unterschlupf im Umkreis vieler Marschstunden. Das Stammgerüst war auf einer Seite noch intakt und die Löcher hielten sich dort in Grenzen. Die andere Seite war so weit eingestürzt, dass ich sie nicht ohne weiteres reparieren konnte.

 

Ich machte mich ans Aufräumen des Innenraums und Ausbessern des Daches.

 

Mein Schlaflager richtete ich gleich links neben der Tür ein, in die Mitte des Raumes (unter den Rauchabzug im Dach) kam die Feuerstelle und in eine Nische rechts der Türe kam das Feuerholz. Schon war meine Behausung voll.

Aus meinem Tagebuch:

Samstag: 14.8.2004


"Ich musste gestern besonders früh ins Bett weil es geregnet hat. Fast die ganze Nacht durch. Morgens war mir dann klar, dass ich entweder meine Hütte größer und dichter machen, oder in die Samikote ziehen und diese reparieren musste. Ich entschied mich für letzteres. Um meine Hütte zu vergrößern hätte ich wahre Massen an Bäumen fällen müssen. Außerdem hätten vielleicht auch andere noch etwas von der Kote. Ich bin sofort umgezogen. Da draußen alles nass war, musste ich mein Bettmaterial (Moos, Gras und Flechten) mitnehmen. Neues trockenes Material findet man im Moment nicht.
Die Kote war voller altem Zeug. Spaten, ein Beil, ein kleines Messer, Geschirr. Es wäre eine wahre Fundgrube für mich gewesen. Aber es hat lange gedauert mir die Benutzung einiger Dinge zu erlauben. Aber selbst wenn ich alles nehmen würde, wäre mein Aufenthalt hier nicht wesentlich leichter. Alle Gegenstände sind uralt, brüchig und verrostet. Bisher habe ich nur das Beil getestet, was aber um einiges schlechter ist als mein Messer. Den Spaten verwende ich um Grassoden für das Dach auszustechen. Hier gibt es massenhaft Salz.

Probleme bereitet mir das Feuer. Hier ist alles nass. Das Holz brennt so gut wie gar nicht.
Ansonsten habe ich eben die Kote teilweise repariert, Holz getrocknet und einen mit einem Stein erschlagenen Frosch ausgenommen, gehäutet und in Salz konserviert."

„Mein lieber Bruder, es tut mir leid dass ich dich getötet habe aber ich brauche dein Fleisch, denn ich habe Hunger. Dafür, dass du mich am Leben erhältst werden meine Dankbarkeit, mein Mitgefühl und meine Liebe dich auf deinem weiteren Weg begleiten. Hab’ Dank mein Bruder!“

Ich wollte mich bei dem gesamten Survivalexperiment vegetarisch ernähren. Von Wurzeln, Beeren und Flechten leben und kein Tier töten. Aus Respekt und Liebe der Natur gegenüber. Ich war erschreckt, wie schnell sich mein Einstellung dazu geändert hat! Nach nur wenigen Tagen ohne ausreichend Nahrung habe ich stets nach Singvögeln, Schneehühner und Krabbeltieren Ausschau gehalten. Anfangs einfach aus Neugierde, später wurde mir klar, dass ich keine Gelegenheit auf Nahrung ungenutzt verstreichen lassen würde. An meinem Respekt vor der Natur und der Dankbarkeit für ihre Geschenke an mich hat das nichts geändert. Es war lediglich ein Perspektivwechsel. Vom satten und zufriedenen Survivaltheoretiker zu einem hungrigen Überlebenspraktiker.

 

 

Trotzdem hatte ich das Bedürfnis meinen Dank für das kleine bisschen Froschfleisch in einer Art Gebet auf zuschreiben und dieses Abends am Feuer zu sprechen.

Die Fortsetzung der Artikelserie findest du hier:

 

Survival-Tagebuch 2004 - 7. Romantisches Survival oder Leid?

 

 

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