Survival-Tagebuch 2004 - 3. Einen Ort zum Überleben finden

Für die nächsten zwei Wochen mein Zuhause.
Für die nächsten zwei Wochen mein Zuhause.

Es beginnt. Innerhalb von 8 Stunden schlagen wir uns ins Herz der Kabla und ich mache mich mit der Umgebung für meinen bevorstehenden Überlebensaufenthalt vertraut.

 

"Weite Moorlandschaft, mit Birken bestanden. Wenig Beeren, keine Pilze."


Hier geht es zu der Übersicht der Artikelserie Survival-Tagebuch 2004.

Für mein Vorhaben war mir eine weitläufige Gegend mit ursprünglicher Natur, Einsamkeit und geeigneten Ressourcen wichtig. Die Abgeschiedenheit des Tals stellte sich später als einer der Hauptgründe für mein Durchhalten heraus. Wäre später eine Bushaltestelle, ein Dorf mit Läden oder ein Auto in meiner Nähe gewesen, ich hätte abgebrochen.


Sebastian hat mich in die Kabla hineinbegleitet. Wir haben eine ziemlich verfallene Kote (Hütte von Rentierhirten) aufgesucht und diese als Treffpunkt vereinbart: Nach 14 Tagen würde ich hier wieder von ihm abgeholt werden. Wir schlugen unser Lager neben der Kote auf und ich verbrachte nochmal eine Nacht in meinem Zelt, auf meiner Isomatte und in meinem warmen Schlafsack.


Das Thermometer stand am Abend auf 0°C.

Aus meinem Tagebuch:

Mittwoch: 11.8.2004

"Heute Morgen sind wir relativ früh aufgebrochen. Die ersten drei Kilometer waren sehr gut zu gehen, da wir uns auf einem Feldweg befanden, der der Anfang unseres Weges in die Kabla war. Sebastian hat mir einiges über Vielfraß, Luchs und Bär erzählt, was mich teilweise sehr erstaunte. So z.B., dass der Vielfraß im Sommer keine Chance hat ein Rentier zu reißen, da er das anschleichen viel zu früh aufgibt und sich auf das Tier stürzen will, welches ihm aber einfach davon läuft. Im Winter jedoch, wenn die Rentiere bis zum Bauch im Schnee stecken, kann der Vielfraß, der für seinen Körper auffällig breite Pfoten hat, sich ihnen bequem über den Schnee nähren ohne dass die Rentiere auch nur die geringste Chance hätten zu entkommen. Dann tötet er die ganze Herde, indem er einem nach dem anderen, mit seinem gewaltigen Gebiss die Wirbelsäule am Hals durchbeißt.  Der Luchs hingegen ist ein ausgezeichneter Jäger, der sich bis auf einen Meter an sein Opfer heranpirscht und ihm dann an die Kehle springt. Er hält sich gerne in felsigem Gelände auf.

 

Als der Feldweg endete, haben Sebastian und ich die Schneise für den Winterweg genommen, die uns bald auf eben liegende Moore geführt hat. Nachdem wir diese durchquert hatten kamen wir in einen richtigen Urwald! Absolut schwieriges Gelände, mit Moos überwachsene Steine, umgestürzte Bäume und zahlreiche Mücken. Wir haben uns querfeldein den Hang hinauf geschlagen bis wir auf einen Trampelpfad gelangten, dem wir eine ganze Zeit lang in westlicher Richtung folgten. Irgendwann jedoch verlor sich dieser und wir mussten wieder ohne Pfad weiter bis wir auf den Fahrweg für die Geländefahrzeuge stießen, der uns dann in das Lappenlager „Tjappisaive sameviste“ brachte, wo wir unsere Mittagspause machten.  Weiter ging es auf einem anderen Fahrweg in das nordöstlich vom „Nourtap Njannja“ gelegene Tal, welches für die nächsten zwei Wochen mein Zuhause sein sollte.

 

- Weite Moorlandschaft, mit Birken bestanden. Wenig Beeren, keine Pilze. -

 

Wir folgten dem Fahrweg bis an den ersten größeren See. Der Fahrweg endete
Von dort aus haben wir dann nach einigem Suchen zu der Kote „Skätna“ gefunden, wo wir unsere Zelte aufgeschlagen und Feuer gemacht haben. Wir sind dann noch mal den Hang rauf, über die Baumgrenze gegangen, von wo aus man das ganze Tel überblicken konnte. Beeindruckende Weite. Ich bin dann noch ein bisschen alleine weiter, und hab’ mich schon mal nach einem Lagerplatz umgeschaut.

 

Wir sind heute etwa acht Stunden unterwegs gewesen, davon sieben gelaufen. Sebastian hat mich heute mit meiner Karte vorne gehen und den Weg suchen lassen, damit ich ihn auch auf jeden Fall alleine wieder zurückfinden würde.

Ich hab’ gemerkt, wie schwer es ist seinen Weg in solchem Gelände zu suchen und ich war für jeden von Sebastians Ratschlägen dankbar."



Am Abend gibt es meine letzte Mahlzeit. Ich erinnere mich noch gut, wie ich alles in mich hineingefuttert habe. Mir war wohl doch bewusst, was mich erwarten würde.


Vorne ein Topf mit Milchreis. Hinten ein Kessel mit Teewasser. Was für ein Luxus!

Die Fortsetzung der Artikelserie findest du hier: 

Survival-Tagebuch 2004 - 4. STOP-Regel beachten und Unterschlupf bauen

 

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